Gute Nachrichten für Gläubiger und Kunden des Aufbauherstellers Schmitz Fire & Rescue GmbH in Farnstädt: Das Amtsgericht Halle (Saale) hat das vom Unternehmen angestrebte Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung mit Beschluss vom 1. September 2021 bestätigt und damit endgültig eröffnet. "Damit wird vom Gericht auch ausgedrückt, dass eine erfolgreiche Sanierung als wahrscheinlich gesehen wird", sagte der Sanierungsexeperte Tobias Sorg.
Die Sanierung des 2018 mit der Übernahme von Meinicke neu geschaffenen Aufbauherstellers nimmt dabei Fahrt auf: Einerseits konnten neue Aufträge akquiriert werden, andererseits die Produktion neu ausgerichtet und die Arbeitsabläufe verschlankt werden. "Aufgrund der durchgeführten Analysen wurde leider deutlich, dass der weitere Produktionsstandort in Buchen (Baden-Württemberg) nicht wirtschaftlich geführt werden kann – zumal der dort produzierte Fahrzeugtyp, wenn überhaupt, in Zukunft nur eine untergeordnete Rolle in unserem Portfolio spielen wird. Die Schließung des Standorts war daher unvermeidbar.", sagte der in der Branche erfahrene Sanierungsgeschäftsführer (CRO) Gerd Pohler. Der Standort Buchen, an dem vor allem Dekontaminationsfahrzeuge und Abrollbehälter gefertigt werden sollten, wurde zum 1. September 2021 geschlossen. 16 Mitarbeiter verloren ihren Arbeitsplatz.
Sowohl der bisher eingesetzte Gläubigerausschuss, als auch der bisherige Sachwalter wurden nach Firmenangaben in ihrem Amt belassen. Unterstützt wird CRO Pohler dabei weiterhin von den Restrukturierungsexperten der dmp solutions GmbH. Als federführender Partner der dmp solutions wird, außer Konrad Menz, vor allem Tobias Sorg das Unternehmen vor Ort betreuen. Sorg war bereits bei der Insolvenz des Aufbauherstellers Ziegler im Jahr 2011 als CRO für die erfolgreiche Restrukturierung zuständig.
Parallel zur operativen Sanierung, wurde ein strukturierter Investorenprozess initiiert, hieß es. Ziel sei weiterhin, den bislang nach eigenen Angaben erfolgreichen Sanierungskurs weiter zu verfolgen und das Unternehmen dadurch zeitnah in die Gewinnzone zu führen. Mittelfristig soll durch die Eigenverwaltung die gesellschaftsrechtliche Voraussetzung geschaffen werden, neue Finanzierungspartner zu gewinnen, die zum einen die notwendigen finanziellen Mittel für eine nachhaltige Sanierung zur Verfügung stellen und zum anderen die notwendige Finanzierungstruktur bereitstellen, um den im Sonderfahrzeugbau – relativ gesehen hohen - Bedarf an "working capital" vorzufinanzieren. Die im Rahmen des Sanierungsprozesses am 20. September 2021 erfolgte Eintragung der Liquidation des Unternehmens im Handelsregister ist laut Tobias Sorg ein üblicher Schritt. "Dies ist normal und auch notwendig. Es ging sogar dankenswerter Weise sehr schnell", so Sorg.
Die neuen Aufträge für Fahrzeugaufbauten sollen sowohl aus dem In- als auch aus dem Ausland kommen. Künftig wolle man sich jedoch mehr auf den nationalen Markt konzentrieren, während in der Vergangenheit vor allem Exportaufträge zu bearbeiten waren. Aktuell arbeiten 43 Mitarbeiter am Standort Farnstädt.