Filderstadt: Konzept zur Brandbekämpfung im Bahntunnel

Quelle/Bild: J. Thorns

Die Freiwilligen Feuerwehren Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen haben ein gemeinsames, interkommunales Einsatzkonzept für den Einsatz im Schienentunnel entwickelt. Der Einsatzplan hat sich bewährt, da er Ausbildung, Taktik und Begrifflichkeiten vereinheitlicht und auch erheblich Kosten spart. Die Einsatztaktik basiert auf der Lehre der International Fire Academy für Straßentunnel und wurde für den Bahntunnel angepasst. Der Beitrag stellt das Konzept vor und berichtet von ersten Übungserfahrungen. 

Die Freiwillige Feuerwehr Filderstadt (Landkreis Esslingen/Baden-Württemberg) ist für die nichtpolizeiliche Gefahrenabwehr auf dem Gebiet der Großen Kreisstadt Filderstadt mit einer Fläche von rund 38,5 Quadratkilometern und mehr als 46 100 Einwohnern zuständig. Dazu wird in jedem der fünf Stadtteile eine Abteilung der Freiwilligen Feuerwehr vorgehalten, die jeweils über die Grundeinsatzkomponente, bestehend aus einem Mehrzweckfahrzeug als Führungsfahrzeug des Löschzuges und einem so genannten Ersteinsatzfahrzeug (LF 16/12 bzw. bis zum Herbst 2019 noch ein aufgerüstetes TLF 16/25), sowie entsprechend der zugewiesenen Sonderaufgabe auch über ein oder mehrere Sonderfahrzeuge verfügen. In der Einsatzabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Filderstadt sind 304 Feuerwehrangehörige aktiv, die von einem bzw. künftig zwei hauptamtlichen feuerwehrtechnischen Angestellten unterstützt werden. 

Bild: Der Stoßtrupp Brandbekämpfung mit der mitzuführenden Ausrüstung

Tunnel im Ausrückebereich
Im Ausrückebereich der Freiwilligen Feuerwehr Filderstadt befinden sich je ein Straßen- und ein Eisenbahntunnel, für welche entsprechende Einsatzplanungen vorgenommen worden sind. 

Straßentunnel
Der Straßentunnel gemäß der »Richtlinen für die Ausstattung und den Betrieb von Straßentunneln« (RABT) führt im Stadtteil Bernhausen im Verlauf der Bundesstraße 312  unter der Start- und Landebahn des Flughafens Stuttgart hindurch. Er hat eine Länge von 520 Metern und ist einröhrig im Begegnungsverkehr ausgeführt. Als Zugänge zum Tunnel gibt es nur die beiden Portale; Notausgänge, einen Sicherheitsstollen oder Rettungsnischen gibt es nicht. 

Da der Tunnel zu einem geringen Teil auch auf der Gemarkung der Landeshauptstadt Stuttgart verläuft, erfolgt die Gefahrenabwehr im Zusammenwirken der Feuerwehr Filderstadt, der Feuerwehr Stuttgart sowie der direkt am nördlichen Tunnelportal ansässigen Werkfeuerwehr des Flughafens Stuttgart. 

Der Einsatzplan basiert auf den 2014 veröffentlichten »Empfehlungen zur Einsatztaktik in Straßentunneln« des Arbeitskreises Tunneleinsatz von Innenministerium und Landesfeuerwehrschule Baden-Württemberg, welche wiederum die Taktik »Löschen um zu retten« der International Fire Academy (IFA) in Balsthal/Schweiz als Grundlage hat. Kernpunkte der Empfehlung »Straßentunnel« ist das Vorgehen im Brandfall von beiden Portalseiten mit Stoßtrupps, die mindestens mit Langzeit-Pressluftatmern ausgerüstet sind. Abweichend von den Landesempfehlungen gehen die Feuerwehren nicht in Staffelstärke vor, sondern mit einem Stoßtrupp in der Stärke 1/4/5 (Feuerwehr Filderstadt) bzw. 1/3/4 (Feuerwehr Stuttgart).

Eisenbahntunnel
Der Eisenbahntunnel auf der Gemarkung der Stadt Filderstadt ist 2,7 Kilometer lang, an dem sich im als unterirdische Verkehrsanlage angelegten Bahnhof »Filderstadt« (zwei Gleise mit Mittelbahnsteig) noch eine etwa 380 Meter lange unterirdische Abstellanlage für maximal vier Züge anschließt, sodass sich eine Gesamttunnellänge von rund 3,1 Kilometern ergibt. 

Am nördlichen Gemarkungsende setzt sich der Tunnel auf der Gemarkung der Nachbarstadt Leinfelden-Echterdingen direkt unter den Terminals des Flughafens Stuttgart fort, in denen auch der unterirdische Bahnhof »Flughafen/Messe« angesiedelt ist. Im weiteren Verlauf in Richtung Stuttgart setzt sich die Tunnelstrecke mit kurzen oberirdischen Abschnitten bis nach dem Bahnhof »Echterdingen« fort, sodass  sich letztlich eine Gesamttunnelstrecke  von mehr als 4,2 Kilometern Länge ergibt.

Der nach dem Bahnhof »Flughafen/Messe« in Richtung Filderstadt führende Tunnel wurde 2001 eingeweiht und ist als einröhriger Eisenbahntunnel mit einem Streckengleis für den S-Bahn-Betrieb ausgerüstet. Der Tunnel verfügt zwischen den Bahnhöfen »Flughafen/Messe« und »Filderstadt« über vier Notausstiege, deren Abstände zwischen 490 und 1 000 Metern betragen (siehe Tabelle). Damit werden die Anforderungen der Richtlinie »Anforderungen des Brand- und Katastrophenschutzes an den Bau und den Betrieb von Eisenbahntunneln« des Eisenbahn-Bundesamtes erfüllt, die bei eingleisigen Tunneln die Erreichbarkeit eines sicheren Bereiches von jeder Stelle eines Fahrtunnels in einer Entfernung von höchstens 500 Metern vorschreibt. So sind Abstände zwischen zwei Notausstiegen von 1 000 Metern die maximale Entfernung. Aufgrund der Anordung der über dem Tunnel liegenden Flugbetriebsflächen des Flughafens Stuttgart sind in dem Tunnelabschnitt auch keine geringeren Entfernungen möglich; vielmehr musste sogar an einem Notausstieg auch ein 249 Meter langer Rettungsstollen als sicherer Bereich angelegt werden. Bei Tunnelanlagen mit zwei voneinander getrennten Röhren gibt die europäische Technische Spezikfikation »TSI SRT – Sicherheit in Eisenbahntunneln« einen maximalen Abstand von Querschlägen zwischen den beiden Röhren von 500 Metern sowie von Notausgängen ins Freie von 1 000 Metern vor. 

Die Notausstiege im S-Bahn-Tunnel haben eine Treppenraumhöhe zwischen 23 und 30,5 Metern; die Zugänglichkeit ist mittels Feuerwehr-Schlüsseldepots, Freischaltelement und Feuerwehrschließung gegeben, wobei es sich allerdings um lokale Lösungen ohne Aufschaltung auf eine Brandmeldeanlage handelt. An allen Notausstiegen befinden sich zusätzlich Handfeuermelder, welche an die im Bahnhof »Filderstadt« vorhandene und auf die Integrierte Leitstelle Esslingen aufgeschaltete Brandmeldeanlage angeschlossen sind.

Den vollständigen Beitrag finden Sie in der Ausgabe 4/2019 von BRANDSchutz/Deutsche Feuerwehr-Zeitung

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